Löwenzahn-Taraxacum officinale
Löwenzahn der Frühlingsbote erstrahlt mit seinen gelben Blüten besonders im Mai. Er gehört wie auch Calendula und Chamomilla zu den Korbblütlern, ist eine mehrjährige Pflanze, besitzt eine tief in die Erde ragende Pfahlwurzel (Gärtner:innen können hier ein leidiges Lied von singen) und seine löwenzahnsägeartigen Blätter erstrecken sich sowohl in die Höhe als auch am Boden liegend entlang.
Des Gärnter:innen Leid, des Pflanzenheilkundler:innen Freud. Als Unkraut nicht gerne gesehen, jedoch in der Naturheilkunde beliebt. Erkundet man die vielen herausragenden positiven Eigenschaften dieser überlebenswilligen Pflanze, ruft sie besondere Freude hervor. Alle Pflanzenteile können gegessen werden. Die Blätter und die noch verschlossenen Blüten sind im Frühjahr besonders bekömmlich und regen dank der stark enthaltenden Bitterstoffe die Verdauung an, sie können wie eine reinigende Frühjahrskur wirken. Im Herbst sind besonders die Pfahlwurzeln reich an Inulin welches eine wohltuende Wirkung auf dem Darm haben kann.
Löwenzahn findet somit sowohl in der Phytotherapie, als auch in der Ernährungslehre und in der Homöopathie seine Anwendung. Hauptwirkort ist dabei fast immer der Leber-Galle-Bereich.
Woher hat der Löwenzahn seinen Namen?
Ganz einfach erklärt, die gezackten Blätter des Löwenzahns erinnern an die Zähne eines Löwen und somit kam der Löwenzahn zu seinem deutschen Namen, er heißt bekanntermaßen neben diversen anderen Bezeichnungen ebenso Pusteblume oder Kuhblume.
Die botanische Bezeichnung Taraxacum officinale kommt vermutlich aus dem Griechischen „taraxacis“ und „akeo mai“, sie bedeutet „ich heile Entzündung“. In arabischen Schriften wird der Löwenzahn erstmals im 10. Jahrhundert n. Chr. vom arabischen Arzt Avicenna erwähnt, die Bedeutung im Arabischen für Taraxacum kann „Wasser lassen“ sein welches die harntreibende Wirkung des Löwenzahns erklären würde und officinale beschreibt die medizinische Anwendbarkeit des Löwenzahns.
Anwendung in der Homöopathie
Dr. Hahnemann prüfte mit seinen Schülern Taraxacum officinale in einer Arzneimittelprüfung.
Seine Beobachtungen hielt er schriftlich fest in der reinen Arzneimittellehre. Beim Lesen der Arzneimittellehre fallen deutlich stechende Beschwerden auf, sowohl Stiche im Kopf, in den Augen, Stiche im Nacken und am äußeren Hals, ein Stechen auf der Zunge, ausgerägte Stiche im Ober- und Unterbauch und auch stechen in den Extremitäten.
Bei Taraxacum denkt so mancher sofort an Leberbeschwerden und damit auch an überwiegend rechtsseitige Beschwerden, beim Lesen der Prüfungssymptome fällt allerdings ein Linksseitenbezug auf, häufig schreibt Hahnemann z.B. „anhaltend drückende Stiche in der linken Bauchseite“. [1] oder „brennendes Stechen im linken Augapfel“ [1] und „brennendes Stechen in der linken Seite der Zunge“. [1] Nach Dr. Prafull Vijayakar deutet ein Linksseitenbezug eher auf ein emotionales Problem z.B. mit der Mutter oder den Geschwistern hin, während rechtsseitige Beschwerden der Leber eher mit Zorn und Geldschwierigkeiten in Zusammenhang gebracht werden können. [2] Somit kann bei näherer Betrachtung das homöopathische Taraxacum durchaus neben den vielfältigen phytotherapeutischen Eigenschaften auch in der Homöopathie ein Tausendsassa sein und sich nicht nur auf Leber-Gallethemen beschränken müssen.
Ein besonders auffälliges Symptom in der Arzneimittelprüfung und Praxis ist das Entstehen von fast allen Beschwerden im Sitzen sowie das Verschwinden der meisten Beschwerden im Gehen. [1]
Weitere auffällige Allgemeinsymptome zeigen sich als Hitze insbesondere im Gesicht aber auch sonst im Körper mit Schweiß ausgeprägter Weise nachts und ohne Durst. [1] Hier präsentiert sich nach der traditionellen Medizin die feuchte Hitze durch das aufsteigende Leber-Yang und damit wieder der starke Bezug zur Leber und der Leberbelastung in den Wechseljahren.
Das Gemüt kennzeichnet sich durch Scheu vor der Arbeit, lachen und Schwatzhaftigkeit, wie Dr. Hahnemann so schön schreibt. [1] Dieses Symptom kann ich durchaus persönlich als Teilnehmende an einer Arzneimittelverreibung bestätigen, auf einmal fing ich an zu kichern und zu gackern, einfach alles war lustig.
Zusammenfassung homöopathischer Taraxacumsymptome
- Niedergeschlagenheit
- Hitzegefühl am Scheitel
- Kopfschmerz mit Verdauungsstörungen
- Rohe Empfindung der Zunge
- Appetitverlust
- Schmerzen sowohl in der Leber- als auch der Milzgegend
- Leberbeschwerden
- Verhärtung der Leber
- Gelbsucht
- Gallebeschwerden
- Nachtschweiße
- Stechende Schmerzen
- Besserung durch umhergehen
- Verschlechterung durch sitzen, liegen und in Ruhe
Anwendung in der traditionellen chinesischen Medizin-TCM
- Die Thermik ist kalt, Löwenzahn kühlt die feuchte Hitze, wirkt trocknend
- Die Funktionskreise sind der Magen, die Leber und die Blase, das Element ist Holz
- Der Geschmack ist bitter-süß. Wenn Sie sich einen Tee aus Löwenzahn selbst machen, werden Sie feststellen, dass der Tee zu Beginn bitter schmeckt und, je länger er steht, süßer wird. Die Bitterstoffe verflüchtigen sich mit der Zeit, denn diese sind hitzempfindlich
- Zu den Aufgaben des Löwenzahns gehören u.a.
-
- kühlt das Leber- Feuer bzw. besänftigt das aufsteigende Leber-Yang
- leitet feuchte Hitze aus
- kann der Leberstagnation entgegenwirken und damit das Leber-Qi bewegen
- Blut reinigend
- Milz-Qi tonisierend
Anwendungsbeispiele von Löwenzahn nach TCM
- Bindehautentzündungen, denn die Leber öffnet sich in die Augen
- Migräne
- Nachtschweiße besonders in den Wechseljahren
- Aufsteigende Hitze
- Spannen der Brüste
- PMS
- Leberbeschwerden
- Gallebeschwerden
- Appetitstörungen
- Darmträgheit und Verstopfung
- Völlegefühl im Darm
- Akne, Furunkel, Abszesse
- Neurodermitis
- Hämorrhoiden, Krampfadern
Quellen:
- [1] Hahnemann, Samuel: Hahnemanns Arzneimittellehre; Band 3. 2011
- [2] Dr. Vijayakar, Prafull und Kollegen. Seminarmitschrift Greißl, Renate; Predictive Homoeopathy; Internationaler Workshop. 2017
- Phatak, S.R.: Homöopathische Arzneimittellehre. 2006
- Seideneder, Armin: Mitteldetails der homöopathischen Arzneimittel; Band 3. 2015